Architektur des Lofts
Verrückt und kreativ leben und arbeiten wie einst Andy Warhol nebst Entourage in seiner „factory” – ein Traum der besonderen Art.
Kreative und Innovative suchen das besondere Flair alter Fabriketagen in weiten, offenen und auch sehr hohen Räumen ohne Wände und Sichtbarrieren.
Die hohen Räume und großzügigen Fensteröffnungen lassen Atem holen, sind Ort der Kreativität und Inspiration. Alte Backsteinmauern, Stützen und Unterzüge aus Stahl und Beton, die häufig noch die Spuren und Schrammen gewerblicher Nutzung zeigen, strömen eine besondere Atmosphäre aus.
Ihr puristischer Charme ergibt sich aus der ehemaligen kargen Gewerbenutzung der harten körperlichen Hand- u. Maschinenarbeit.
Cammisar Loft Best Products fand für seine Zwecke einen solchen Industriebau in Berlin auf dem Areal eines städtebaulichen Entwicklungsgebietes am Prenzlauer Berg.
Hier gab es ein sanierungsbedürftiges, denkmalgeschütztes Industrie-Backsteingebäude: die ehemalige Lederfabrik der Gebrüder Steinlein, erbaut im Jahre 1885.
Auf ca. 175 m² Fläche sollten die in der eigenen Produktdesignfirma YC Quadrat entwickelten Möbel und Designprodukte sowie hochwertige Produkte von Kooperationspartnern gezeigt werden.
In Abstimmung mit der Denkmalpflege wurde ein Sanierungskonzept erarbeitet.
Wenngleich Industriebauten im engeren Sinne kaum kunstgeschichtliche wertvolle Elemente aufweisen, so ist ihnen dennoch aus der Summe der erhaltenswerten Details wie unverputzte Wände, sichtbare Tragkonstruktionen, offen geführte Installationen, Fenstergliederungen etc. eine ganz spezifische und sehr individuelle, raue Ausstrahlung zu eigen.
Dieses Ambiente sollte erhalten bleiben und in Einklang mit den Brandschutz-, Schall- und Wärmeschutzbelangen gebracht werden.
Die Erschließung des Lofts geschieht über ein denkmalgerecht restauriertes, großzügiges Treppenhaus und über einen Personenaufzug, der im in den 50er Jahren an das Gebäude angefügten Aufzugsschacht untergebracht ist.
Dieser Aufzug führt direkt in den Loft.
Alle späteren Einbauten des Lofts wurden entfernt, der Urzustand wieder hergestellt, die Außen- und Tragwände, Stützen sowie Unterzüge ausgebessert, verfugt, verpresst und gesandstrahlt. Sie erhielten einen neuen Anstrich in weißer Farbe.
Im Bereich des Lastenaufzugsschachtes wurde ein neuer Boden und eine Decke betoniert – der einzige größere Eingriff in die vorhandene Bausubstanz. Hier fand ein Bad Platz, das um den massiven Boden zu entmaterialisieren, einen Leuchtboden erhielt.
Bad und Besucher-WC haben keine massiven Wände, um den großzügigen Charakter des Raumes zu erhalten. Zur funktionalen Trennung wurden raumhohe Glaselemente, die beim Schließen der Tür opak werden, verwendet. Bad und WC sind quasi Schaufenster für die Präsentation der Sanitärobjekte und –möbel, verknüpft mit dem übrigen Ausstellungsbereich, und nur isoliert während ihrer Benutzung.
In das Zentrum des Großraumes wurde eine Box, die als Abstellfläche fungiert, hineingestellt. Sie gliedert den Loft in verschiedene Bereiche. An die frei im Raum stehende Box stoßen raumhohe Schiebetüren, die es erlauben, einen Privatbereich nach Bedarf abzutrennen.
Der gesamte Raumeindruck wird stark geprägt durch einen Mittelunterzug und die Querunterzüge. Brandschutzbelange machten eine Verkleidung der Unterzüge einschließlich der Deckenfelder notwendig.
Die Proportionen der alten Geometrie dieser Bauteile wurde erhalten. Da der Loft auch als Vorführraum eines exklusiven High-End Lautsprecher- und Gerätebauers genutzt werden sollte, wurde eine verputzte Akustikdecke in die Deckenfelder integriert.
Die den Raum stark rhythmisierenden Querunterzüge erhielten jeweils ein Lichtschienensystem, das von einer umlaufenden, sichtbaren Kabelpritsche gespeist wird. Die Decken und die gesamte Tragkonstruktion der Pfeiler und Unterzüge wurde in weißer Farbe gestrichen.
Im Kontrast zu den weißen Flächen erhielten alle Böden ein geräuchertes Eichenstabparkett aus der Heimat des Eigentümers.
Es unterstützt auf angenehme Weise den Loft-Charakter. Die dunkle Farbe kehrt wieder in Türen, den einbrennlackierten Fensterbänken und den neuen, von der Denkmalpflege vorgegebenen, dunklen Aluminiumfenstern sowie in den dunklen Fliesen der Badwände.
Alle Schalter und Steckdosen wurden auf Putz in einem von YC Quadrat entwickelten Kanalsystem mit integrierter LED-Fuge sichtbar verlegt. Eine Media-Engine steuert mit einer Vielzahl von Rechnern szenographische Lichtstimmungen.
Der Loft ist u.a. Referenzobjekt für den Hersteller intelligenter Gebäudeleittechnik. Es wurden alle erdenklichen State-of-the-Art Elemente eingebaut, auf sie kann via Internet zugegriffen werden. Es gibt vier Web-Cams, die Live-Bilder übertragen.
Die sehr komplexe Kabelführung, die immer nachrüstbar sein muss, findet auf einer umlaufenden Kabelpritsche Platz, in den Boden wurde ein verzweigtes Kabelkanalsystem integriert.
Da Heizkörper in sensiblem Umfeld oftmals als störend empfunden werden und sehr dominant sind, wurde eine Klimaanlage fast unauffällig integriert. Hierdurch kann die Abwärme der vielen Leuchten und der Besucher während einer Veranstaltung sehr wirkungsvoll abgeführt werden.
Auch lassen die großen Fensteröffnungen der Südwestfassade viel Wärme zu, die alleine durch die elektrisch angetriebenen Rollosysteme nicht bewältigt werden kann. Die Klimaanlage ist ebenfalls via Internet regelbar.
Im Raum werden die Produkte von YC Quadrat und Partnern der Cammisar Loft Best Products in einem Wohnambiente präsentiert. Die gezeigten, sehr zeitlosen, High-End Produkte finden im Kontrast zu der alten Industriearchitektur ein ideales Ambiente. – Ein Traum ist wahr geworden.
Hartmut Cammisar
Produktdesign, Dipl.-Ing. Freier Architekt